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Ich ahne Böses, zumal sich Demonstrationen ungehaltener Bauern andeuten, deren Zorn in unklarem Verhältnis zu den offerierten Angeboten steht. Es ist ja auch kalt, man möchte jetzt nicht auf einem Trecker sitzen, selbst wenn die Bauchtänzerin einen wärmen sollte. Außerdem nähert sich Black Friday, und ich muss die Offerten prüfen. Soll ich mir noch ein paar gefälschte Armbanduhren aus Shenzhen schicken lassen? Überwachungskameras aus dem Staat, der damit seine Einwohner komplett überwacht? Lederimitate, die als reines Büffelfell über die Seidenstrasse geschickt werden?
Auch dieses Jahr werden alle Prognosen übertroffen werden. Man sieht bei Ali Express glückliche Russen, die kleine Videos von frisch erworbener Fellunterwäsche oder extrem günstigen Macheten posten. Der Erdball bebt, vor allem in November, wenn der Rausch beim gerade frisch erfundenen Singles Day (11.11.) beginnt, der sich über den Black Friday, und über Nikolaus (Holland feiert! Holland schenkt!) zum Weihnachtsfest verdichtet (Ekstatisches Austauschen und familiärer Kollaps) und sich danach bis zum Jahreswechsel im Zurückschicken, Umtauschen und wütenden Vernichten steigert: Man liebt mich! Man liebt mich! Ich werde beschenkt!
Oder man beschenkt sich, als Single etwa, selbst, was keine zu vernachlässigende Lösung sein muss, vor allem, wenn man ein Geek ist. Oder man fristet ein Leben als griesgrämiger Konsumptions-
Verweigerer. Wollen Sie das? Wollen Sie das? Wollen Sie Ihre gesellschaftlichen Pflichten vernachlässigen, sich dem Wirtschafts- Wachstum, der kapitalistischen Selbsterfüllung, der Selbstbeglückung verweigern? Wollen Sie Nachbarn, Freunden und Verwandten weiter auf die Nerven gehen mit Tiraden, warum Sie an ihrem langweiligen Nokia- Handy festhalten und mit ihrem Windows - Rechner aus der Steinzeit Viren und Trojanern als Sprungbrett diesen? Sind Sie solch ein asoziales Subjekt, das aus der Total- Verweigerung zum Nervtöter mutiert und in eine gesellschaftliche Alzheimerisierung gleitet? Alle hassen Sie, und Sie kriegen keine Geschenke.
Ach ja, und Alibaba und die Bauchtänzerin sind ja nur der Anfang. Amazon bietet sich in der Black- Friday- Woche mit seinen ungezählten Smarthome- Produkten an, mit denen sich die letzte Glühbirne im Haus steuern lassen sollte: Alexa, mach das Deckenlicht im Keller an. Nein, nicht die Stereoanlage. Wieso läuft der Rasenmäher? Alexa, mach das Haus aus. Muss ich wirklich alle Thermostate, Glühbirnen und Steckdosen neu anmelden? Ah, die chinesischen Hersteller haben kollektiv ihre Server abgestellt, wegen der BND- Verdächtigungen und weil diese durchaus berechtigt sind. Die Hälfte läuft nicht mehr. Alles neu kaufen, alles neu!
Ich muss ja sagen, dass ich Alexa schon deshalb vorziehe, weil sie nicht so viel quatscht. Die Google- Bots reden den ganzen Tag und treiben mich damit in den Irrsinn, dass sie jeden Befehl wiederholen. Kann man sich das vorstellen? Man konsumiert, weil man sich liebt und das Leben einfacher und ruhiger machen will, und dann quatschen einen die widerspenstigen Geräte voll und machen, was sie wollen? Natürlich, ich weiß, dass sie nichts wollen. Man gibt ihnen so eine menschliche Note, wie einer Horde von Haustieren. Die sind auch widerspenstig und machen, was sie wollen, zum Beispiel auf den Rasen kacken oder tote Mäuse ohne Kopf vor die Türe legen. Selbst die Bauchtänzerin wird vermutlich ständig Probleme machen.
Am besten nehme ich doch das Fahrrad.
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